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Aus dem Leben eines Geschichtenerzählers


Viele meiner Freunde wissen ein Lied davon zu singen: Wenn ich erst einmal angefangen habe, eine Anekdote zu erzählen, kann der Abend lang werden. Besonders die Mitglieder meiner Comedytruppe "Die Seifenretter" sind schon aus dem Raum, bevor ich den Satz "Ich kenne da einen Film..." zuende sprechen kann.

Darum fasse ich mich kurz und lasse Bilder sprechen, die an die Meilensteine meiner
Biografie erinnern.


    1962: der erste Schnappschuß

Kinder auf ostwestfälischen Bauernhöfen müssen schon eine Stunde nach ihrer Geburt bei der Ernte mithelfen. Da bleibt keine Zeit für eine unglückliche Kindheit. Die Brille hat mir Onkel Ewald geschenkt.



    1971: Jubelfeier für mein erstes Gedicht. Es hieß "Einsamkeit hat viele Namen, zum Beispiel Rainer, Anja, Helmut oder Einsamkeit". Ein Jahr später machte Christian Anders ein Lied daraus. Ein großer Hit.


    1983 läutete ich das Kordhosen-Revival ein. Unbeabsichtigt. Ich hatte von einem Tennissocken- und Wildlederschuhe-Revival geträumt.


1985 hatte ich wahnsinnig schlechte Laune. Da half auch kein Besuch beim Friseur.



Bis 1992 gelang es mir, meine Wohnung zu renovieren. Zur Belohnung durfte ich bei dieser Theaterproduktion von Büchners"Leonce und Lena" den Ton machen.



Überhaupt war 1992 ein gutes Jahr. Der Rezensent meines ersten Theaterstücks verglich mich als Autor mit Alan Ayckbourn.



"Die Eroberung der heiligen Theresa"




In meiner Rolle als faschistoider Hausmeister war ich seiner Meinung nach "der effektvollste Mann am Platze".



"Hasta la vista, baby!"





Als Regisseur empfahl er mir allerdings, "unsägliche Musikeinlagen" wie diese

zu streichen.



Seitdem habe ich mit meiner Comedygruppe "Die Seifenretter" sechs Oscars, drei Emmies und vier Berties gewonnen. Unser Regisseur Thorsten erhielt so viele Anrufe aus Hollywood, daß wir ihn nur noch mit Handy auf die Bühne ließen. .

Nach dem Skandal um unseren Sketch "Schwanzgesteuert"

verließ er die Gruppe, "wegen der ständigen Belästigung durch Groupies", wie er sagte.


Privat lebe ich in den letzten Jahren sehr zurückgezogen mit meinen 25 Freundinnen, die alle Andrea heißen, in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Hamburg-Ottensen. Nur ab und zu muß ich ein paar aufdringliche Paparazzi von der Fabrikhalle gegenüber verscheuchen. Aber in Monaco wäre das alles ja noch viel schlimmer: Da würde ich jeden Tag Michael Schumacher beim Einkaufen begegnen.





Die Internet-Kolumne