Empfehlungsliste für den Monat November. In diesem Monat sollten
Sie den Song "November" von Tom Waits hören. Er ist auf der CD "Black Rider". Außerdem habe ich im
Urlaub allerhand tolle Bücher gelesen. Zum Beispiel ein winziges
Bändchen mit Essays von Joan Didion. Wo die Küsse niemals enden
(rororo 22063, DM 2,00). Sie ist die einzige Autorin, von der ich nur
Essays lese. Das ist ein reines Vorurteil, denn ich habe bisher noch
keinen ihrer Romane getestet. Doch ich denke immer, daß mir die Essays
so gut gefallen, daß die Romane nur eine Enttäuschung sein können.
Probieren Sie mal die "Gedanken über das Notizbuch" und sagen Sie mir,
ob ich recht habe.
Landkarten in Prosa (rororo 22057, DM 2,00). Auch
Truman Capote schreibt wundervolle Kurzprosa, neben den tollen Romanen,
wie "Frühstück bei Tiffany" und "Kaltblütig", die
hoffentlich jeder kennt. Hier hat es mir der kurze Text "Eine Reise in
Spanien" besonders angetan, in dem Capote ein altes Eisenbahnabteil
unter anderem so beschreibt: "Die Sitze hingen nach unten wie die
Backen einer Bulldogge."
Truman Capote ist auch an dem folgenden Buch beteiligt, und zwar, weil
er 1972 keine Reportage über die Rolling Stones-Tournee
schreiben wollte, aber schon drei Monate auf Kosten der amerikanischen
Musikzeitung "Rolling Stone" mit den Stones durch Amerika gereist war. Ein Sonntag in New York (Gatza Verlag, Berlin).
Stattdessen lief er einen Tag lang mit Andy Warhol durch New York und
ließ sich von ihm Fragen stellen. Dabei kam ein Buch voller herrlicher
Banalitäten heraus, in dem aber auch ein paar grundsätzliche Gedanken
über das Schreiben stehen, die vorher noch nie jemand so auf den Punkt
gebracht hat.
Und zu guter Letzt: Ronald Ribman. Dieses Buch hat drei Jahre in meinem
Bücherregal gelegen und auf seine Chance gewartet: Five
Plays by Ronald Ribman (Avon/Bard Books Nr. 40006) Ich habe es vor
drei Jahren in einer Second Hand-Buchhandlung in San Francicsco
erstanden. Die Stücke spielen in München 1955,
im England des Jahres 1013, in Rußland 1880, in einem
Hochsicherheitsgefängnis und auf dem Dach eines Krankenhauses in den siebziger Jahren. Trotzdem sind sie unzweifelhaft vom
selben Autor. Und falls Sie jetzt fragen: Warum sollen wir einen
obskuren Siebziger-Jahre-Autor ausgraben, dann antworte ich: Dustin
Hoffmann hat in zwei Stücken die Hauptrolle bei der Uraufführung
gespielt.
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