| Kolumnen schreiben ist gar nicht so einfach. Vor allem, wenn man so zahllose Themen anschneiden möchte wie ich heute und die eigene Imagination sich äußerst störrisch auf anderen Ebenen bewegt. Altmodisch soll mein Mantra sein (Mein Freund Axel ist immer noch bei mir zu Gast. Leider können wir die Dusche nicht mehr benutzen, weil neulich der Boiler durchgebrannt ist, was beinahe zu einem Wohnungsbrand geführt hätte. Zwar ist nichts passiert, außer daß die Duschleitung durchgeschmort ist und daß der Duschboiler jetzt wie ein einbalsamierter Torso auf meinem Balkon herumstinkt, aber der Brandgeruch ist kaum wieder aus der Wohnung herauszulüften). | Entsetzlich.
Schon wieder abgeschweift. Da hilft nur: Mantra summen: Altmodisch. Altmodisch. Altmodisch. |
Zum erstenmal habe ich festgestellt, daß ich altmodisch bin, als ich auf die Idee kam, eine Familienchronik zu schreiben. Ein solcher Gedanke ist ebenso erregend wie das Gefühl, kurz bevor sich eine Zufallseite, die man gerade angewählt hat, aufbaut. Irgendwann ist mir aufgefallen, daß ich, wann immer ich an meine Jugendzeit dachte, bemerkte, daß dies eine völlig andere Zeit gewesen ist als die, in der ich jetzt lebe. |
| Als ich fünf Jahre alt war, flogen schon Leute in den Weltraum, aber es gab noch keine Mähdrescher. Jedenfalls nicht in altmodischen, ostwestfälischen Kleinstädten. Stattdessen wurde ein riesiges Ungetüm auf die Diele meines Elternhauses geschoben, für dessen Bedienung etwa fünfundzwanzig Sklaven benötigt wurden, von denen meine Eltern soviele besaßen, daß oft welche verloren gingen und erst Jahre später auf dem Fundbüro wieder auftauchten. | |
Das Ungetüm, daß wir Kinder immer Dreschmaschine nannten, machte enorm viel Lärm und produzierte noch viel mehr Staub und Spreu (eben jene Spreu, die man sprichwörtlich vom Weizen trennt), wobei die Spreu noch wochenlang in einer feinen gelben Spur wie eine Halskette um das Haus meiner Eltern herumlag. Damals wurde tatsächlich noch das Stroh mit Sensen gemäht, zu Garben gebunden und dann in einer Hocke zusammengelegt. |