kommt
Euch das eben Gelesene nicht ausgesprochen
pubertär, teilweise kaum verständlich, aber recht unterhaltsam vor? Das
jedenfalls war meine Reaktion, als ich beim Aufräumen auf dieses frühe
Juwel meiner Schreibkunst stieß, das ich im Jahr 1983 für eine
Zeitschrift namens Fame entwarf. Leider wollten die Macher meine
Kolumne damals nicht, worauf die Zeitschrift auch gleich nach der
ersten Nummer wieder einging. Thomas Pynchon hat einmal geschrieben, daß er, wenn er sich selbst begegnen würde, dem Kurzgeschichtenautor von vor 25 Jahren, nicht sicher sei, ob er dann mit seinem jugendlichen Alter ego ein Bier trinken gehen würde. Ähnlich geht es mir. Aber wüßte ich dann noch, welche Musik ich im Sommer vor dreizehn Jahren gerade toll fand? Könnte ich lächeln über meinen Neid auf Diedrich Diederichsen, der damals der coolste Musikjournalist unter der Sonne war und heute, soweit ich das mitbekommen habe, immer noch ein Anhänger der Diskurstheorie ist und als Texter für Werbeagenturen arbeitet? Könnte ich grinsen über die Erinnerung an jene Nacht im "Subito" nur wenige Wochen später, in der ich Diederichsen tatsächlich im Kickern geschlagen habe, worüber ich jahrelang unmäßig stolz war, während er nur ziemlich säuerlich grinste und sich ganz generell als schlechter Verlierer zeigte? Könnte ich rätseln, von welcher Popgruppe wohl ein Album namens "Nightdubbing" erschienen ist? Wißt Ihr es vielleicht? Schickt mir E-Mails! An: Hartmut Pospiech, Writers' Room, Hamburg Tatsächlich aber gibt es einen Nachtrag zu dieser unglaublich altmodischen Kolumne. Vor einigen Wochen bin ich tatsächlich in einem wunderschönen Bistro in einer der gräßlichen Einkaufspassagen in Hamburg auf einige Schachteln OVA und Eckstein No.5 gestoßen. Noch immer sieht diese Zigarette genau so aus, wie vor dreizehn Jahren. Unglaublich allerdings ist, daß dieselbe Packung, die mir damals wie ein Ausbund an Fünfziger Jahre-Charme erschien, plötzlich wie die Ausgeburt eines Rave-Designers vorkommt. Schon steht zu befürchten, daß irgendein Verantwortlicher bei einer großen Plattenfirma (schön, daß das Wort noch gilt, auch wenn sonst niemand mehr Platten in die Hände nimmt) über einer Serie von Techno-Samplern brütet, die unter dem Namen "Tech-Stein No.1-unendlich" erscheinen werden. Die Cover dieser CD sind verziert mit Slogans wie "Shave and Rave", die Sampler selbst enthalten etwa fünf Minuten lange Musikstücke, auf denen ein Brüller (denn Sänger kann man das nicht nennen) zu athmosphärisch einwandfreien Technobeats "Lauter, lauter" brüllt, weswegen das Stück dann auch "Cosmic Elegance" heißt. Sollte diese Vision wirklich einmal wahr werden, erwarte ich von allen Lesern dieser Kolumne und überhaupt allen Menschen auf der Welt, daß sie sich augenblicklich mit mir erheben und die Weltrevolution ausrufen, die Macht ergreifen und bis zum Eintreffen der Ordnungskräfte ein Dekret verabschieden, daß derlei Unsinn bis in alle Ewigkeit unterbindet. Tja, mehr Neues als diese paar billigen Seitenhiebe auf eine Musik, zu der auch ich öfters meinen inzwischen nicht mehr schlaksigen Körper bewege, ist nicht drin in diesem Monat: Ich habe einfach zuviel zu tun! Aber halt, Freunde des Altmodischen! Das ist trotzdem nicht das Ende. Denn hier ist sie: Die Empfehlungsliste für den Monat September Beam mich zur Homepage, Scotty! |