Die Internet-Kolumne

von Hartmut Pospiech


      • Teil 4: Ein ganz normaler Sonntag



Am letzten Tag gehen meine Freundin und ich an den Strand. Wir setzen uns auf eine Holztreppe und schreiben. Dann trifft meine Freundin eine Frau, mit der sie vor zwölf Jahren auf die Berufsschule gegangen ist.

Dann fängt es an zu regnen. Wir gehen in einen Imbiß am Strand und essen einen Hamburger, der nicht besonders aufregend schmeckt. Dafür erfahre ich aber, warum die "Straße des 5. Oktobers" eigentlich die "Straße des 5. Oktobers" heißt. Und weil wir gleich in der Nähe sind, gehen wir noch das Haus in den Dünen besuchen. Das Haus in den Dünen ist eine Außenstelle der psychiatrischen Klinik in Viana do Castelo. Wir überlegen beide, ob das was zu bedeuten hat, daß die psychiatrische Klinik gleich hinter dem Badestrand liegt. Dabei fällt mir gleich eine tolle Idee für ein Theaterstück ein, die ich hier aber natürlich nicht verrate.

Gleich neben der Klinik liegt übrigens die Kläranlage des Ortes. Und gleich neben der Kläranlage liegt ein Trimmdich-Pfad mit gelben Metallstangen aus dem siebziger Jahren, den anscheinend seit der Eröffnung keiner mehr benutzt hat. Auf dem Heimweg kommen wir noch an einer Hochzeitsfeier in einen Zelt vorbei und, dann gehen wir noch zum Autoscooter, wo wir den Sohn unserer Zimmerwirtin treffen.

Der Autoscooter ist auch noch genauso wie in den siebziger Jahren, obwohl die Musik ganz eindeutig nach Techno klingt. Vor allem benehmen sich die Autoscooterfahrer, die dort arbeiten, noch genauso wie in den siebziger Jahren: Sie steuern die Wagen mit einer Hand, lassen die andere lässig aus dem Scooter baumeln. Sie parken alle Wagen grundsätzlich nur rückwärts ein und haben alle einen Chip an einer Kette, mit dem sie herrlich herumspielen können.

Auf dem Heimweg sehen wir ein Plakat für die Feierlichkeiten zu Ehren der Schutzpatronin der Fischer. Die Feierlichkeiten dauern neun Tage, und das Plakat sieht ziemlich klasse aus, weswegen ich es auch eingescannt habe: Alle diese Frauen könnten längst Kinder haben, bekommen aber bestimmt keine Quittung dafür.

Abends treffen wir noch unsere Zimmerwirtin, die uns erklärt, daß ihr Sohn jeden Tag in einer Bäckerei arbeitet und im nächsten Monat mit ihr nach Kanada fliegt, wo ihre beiden verheirateten Töchter wohnen. Und dann erzählt sie noch, daß das Plakat für die Feierlichkeiten aus den siebziger Jahren stammt und daß eines der Mädchen heute bereits erwachsene Kinder hat und die Schwester des Besitzers einer Pastelaria ist, die aber nicht an der Straße des 5. Oktobers liegt. Und, das fällt mir dazu ein: Die Straße des 5. Oktobers heißt so, weil irgendwann in den siebziger Jahren an einem 5. Oktober die Portugiesen ihren damaligen Diktator Salazar zum Teufel schickten.

In dieser Nacht träume ich endlos: vom Schwimmen in einem Sumpf, in dem es sich vor Krokodilen hüten hieß. Alle meine Besitztümer liegen auf einer Luftmatratze. Dann läßt jemand das Wasser aus dem Sumpf ab, und ich befinde mich in einer kargen Halle. Dort findet ein Mehrkampf statt. Die erste Disziplin besteht darin, sich auf ein großes Backblech zu setzen, das an einem Laufband unter der Decke hängt, und auf diesem Backblech durch ein Treppenhaus zu fahren. Eine der Preisrichterinnen, eine Bekannte von mir, lobt meine sorgfältige Art.

Die zweite Disziplin: Speerwerfen in der Garage. Ich gehe noch mal kurz um die Ecke. Als ich wiederkomme, war gibt es einen ganz anderen Wettbewerb: Ich muß jetzt eine Frau retten und trösten, die von mehreren Kerlen bedrängt wird. Ich bin nicht zufrieden mit meiner Leistung, kann aber hinterher sehen, daß ich in der Gesamtwertung auf dem zweiten Platz liege und im Frauen trösten 167 Punkte geschafft habe. Danach treffe ich Marylin Monroe, die ganz entsetzlich rumjammert. Ich sage ihr, daß sie eine tolle Frau sei, dann hake ich sie ein und ziehe mit ihr los.


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Teil 5: Das Bahnhof-Fotoalbum
Letzter Teil: Ich gehe ins Kloster

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© Hartmut Pospiech, 1996.